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Universalgrammatik: Universalgrammatik (UG) geht von Annahme aus, dass alle (menschlichen) Sprachen gemeinsamen grammatischen Prinzipien folgen und diese Prinzipien allen Menschen angeboren seien. Die Universalgrammatik wurde in den 1950er und 1960er Jahren von Noam Chomsky entwickelt. Chomsky ging davon aus, dass Menschen mit einer angeborenen Sprachfähigkeit geboren werden, die es ihnen ermöglicht, Sprache zu erlernen. Siehe auch N. Chomsky, Transformationsgrammatik, >Generative Grammatik, Grammatik.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Terrence W. Deacon über Universalgrammatik – Lexikon der Argumente

I 38
Universalgrammatik/Pinker/Deacon: Pinker ist ein Vertreter vieler Ideen von Chomsky über die Einmaligkeit der menschlichen Sprache.
>St. Pinker
.
Sprachinstinkt/Pinker/Deacon: These: Angeborenes grammatisches Wissen ist nicht unvereinbar mit einer adaptionistischen Interpretation seines Ursprungs. Dieser Instinkt könnte sich graduell im Verlauf der natürlichen Selektion herausgebildet haben. Damit vermeiden wir, unwahrscheinliche Zufälle annehmen zu müssen(1).
Deacon: andererseits versieht uns das noch nicht mit einer formalen Erklärung von Sprachkompetenz und wie sie in der Selektion entstand.
DeaconVsPinker: Pinkers Theorie des Sprachinstinkts wiederholt nur eine Beschreibung des Problems und gibt ihm einen neuen Namen.
I 103
Universalgrammatik/Chomsky/Deacon: (Chomsky 1972(2); 1980(3); 1988(4)) Chomsky ging von drei Einsichten aus:
1. Die logische Struktur der Grammatik ist viel komplexer als man bis dahin angenommen hatte, dennoch stellt sie kein Problem für Sprecher einer Sprache dar.
2. Obwohl Sprachen an der Oberfläche stark unterschiedliche Züge aufweisen,
I 104
haben sie eine gemeinsame Tiefenstruktur (Tiefenlogik). Dies erschwert wiederum die Entdeckung dieser Regeln, die erst indirekt erschlossen werden müssen.
3. Man kann beobachten, dass Kinder schnell ein beachtliches Wissen der komplexen grammatischen Regeln lernen, und zwar ohne Trial-and-Error-Verfahren.
Einige Autoren haben das ausgeweitet zu der These, dass die abstrakten Regeln für eine natürliche Sprache niemals entdeckt werden könnten.
Andere Autoren wendeten ein, dass man die Regeln niemals induktiv aus Texten erschließen könnte, gäbe es nicht vorher vorhandenes Wissen über die Grammatik. (Siehe Chomsky und Miller, 1963 für eine formale Darstellung dieses Arguments).
DeaconVsUniversalgrammatik: diese Kur ist radikaler als das Leiden, dass sie beseitigen soll. Ihre Annahmen über Gehirne und Evolution sind viel zu stark. Sie macht aus Kindern super-intelligente Lernsubjekte.
I 105
Manche Autoren VsUniversalgrammatik: nehmen an, dass hier Strohmänner aufgebaut werden: eine eingeschränktes Modell von Spracherwerb als Induktion und die Behauptung, dass Spracherfahrung ohne Feedback erfolgt.
I 138
Universalgammatik/DeaconVsUniversalgrammatik/Deacon:
Def Pidgin-Sprache/pidgin languages/Deacon: das sind Sprachen, die aus einer Kollision von angestammten Sprachen eines Gebiets mit Einwanderersprachen entstanden. Pidginsprachen sind niemandes Muttersprache. Sie können innerhalb von einer Generation zugunsten von „kreolischen Sprachen“ verschwinden. Erstaunlicherweise ähneln sich die syntaktischen Strukturen verschiedener kreolischer Sprachen.
I 139
Unter anderem Bickerton (1981(5), 1984(6), 1990(7)) nimmt das als Beleg für angeborene grammatische Muster.
DeaconVsBickerton/DeaconVsUniversalgrammatik: Wir können die Sprachlernfähigkeiten anders erklären als durch eine angeborene Universalgrammatik: die Kinder nehmen viele Phrasen zunächst als unanalysiertes Ganzes, um sie später zu zerlegen.
I 140
Gehirne haben sich so entwickelt, dass sie verschiedene Lernstrategien zu verschiedenen Zeitpunkten anwenden können. Diese Strategien konkurrieren um neuronale Ressourcen.
>Grammatik.

1. Pinker, Steven: Der Sprachinstinkt, Deutsch 1996, Englisch: The Language Instinct, Neuauflage 2000)
2. Chomsky, Noam (1972)
3. Chomsky, Noam (1980)
4. Chomsky, Noam (1988)
5. Bickerton, Derek (1981): Roots of language. Ann Arbor: Karoma Publishers, Inc., Pp. xiii + 351.
6. Bickerton, Derek (1984): The Language bioprogram hypothesis, June 1984, Behavioral and Brain Sciences 7(02): 173 - 188.
7. Bickerton, Derek (1990): Language & Species. University of Chicago Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Dea I
T. W. Deacon
The Symbolic Species: The Co-evolution of language and the Brain New York 1998

Dea II
Terrence W. Deacon
Incomplete Nature: How Mind Emerged from Matter New York 2013

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